Laudationes für die Preisträger
Dass Studierende der TU Braunschweig bereits im Studium erfolgreich an hochrangigen Forschungsprojekten, wie der Weltraummission Rosetta mitarbeiten, unterstreichen die Leistungen der Physikstudentin Johanna Bürger. Die Erkenntnisse ihrer Bachelorarbeit werden zukünftigen Generationen von Radioastronomen helfen, ihre Beobachtungen ferner Welten besser zu interpretieren.
In ihrer Bachelorarbeit befasste sie sich mit den Daten eines auf der Raumsonde Rosetta mitgeflogenen Radioteleskops und konnte daraus auf die Strahlungseigenschaften von Kometenmaterie schließen.
Frau Johanna Bürger hat im Sommersemester 2019 innerhalb der Regelstudienzeit sehr erfolgreich ihr Bachelorstudium in Physik abgeschlossen. Seit dem laufenden Wintersemester ist sie nun im Masterstudiengang Physik eingeschrieben. Ihr fünftes Semester verbrachte Frau Bürger als Erasmus-Studierende an der Universität Stockholm und plant bereits ihren nächsten Auslandsaufenthalt natürlich zu Studienzwecken. An der University of Colorado in Boulder wird sie im Rahmen ihrer Masterarbeit über die Eigenschaften von Mondstaub forschen.
Frau Bürger hat keine Scheu vor Neuem und verfügt über ein großes Kommunikationstalent. Dies konnte sie kürzlich auf einer der größten internationalen Planetologie-Tagungen in Genf sehr erfolgreich und eloquent unter Beweis stellen. Sie berichtete vor einem großen Publikum über ihre Arbeiten und baute dort bereits ein Netzwerk zu vielen internationalen Kollegen auf.
Neben ihrer hohen fachlichen Kompetenz engagiert sich Frau Bürger auch in herausragender Weise für ihre Mitstudierenden. Sie ist aktiv in der Fachgruppe, im Fachgruppenrat und in der jDPG, der Jugendorganisation der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Zahlreiche Veranstaltungen und Exkursionen tragen ihre Handschrift. Diplomatisches Geschick beweist sie als Bindeglied zwischen den Studierenden und den Lehrenden und trägt damit ganz wesentlich zu dem ausgezeichneten Verhältnis innerhalb der Braunschweiger Physik bei.
Auf zu neuen Welten: Herzlichen Glückwunsch
Herr Ferhat Demir studiert bislang mit großem Erfolg an unserer Technischen Universität parallel die Studiengänge technologieorientiertes Management und Wirtschaftsingenieurwesen-Elektrotechnik. Während seiner Studienzeit hat er zudem 2015 ein Auslandssemester an der San Diego State University in Kalifornien verbracht und in diesem Jahr nahm er am Austausch mit der Universität für Wirtschaft und Finanzen Sankt Petersburg teil. Zurzeit arbeitet er am Institut für Volkswirtschaftslehre an seinen Masterarbeiten zu den Themen "Protektionismus" und "Strategische Markteintrittsbarrieren".
Neben seinen Studien, engagiert sich Herr Demir in beachtlichem Umfang ehrenamtlich innerhalb und außl;erhalb der Carolo-Wilhelmina. Als studentisches Senatsmitglied und als Vorstandsmitglied der Carolo-Wilhelmina-Stiftung hat er zwei Jahre mit großl;em Einsatz die Interessen der Studierenden vertreten. Zudem engagiert er sich in der Fachschaft sowie in seiner Fachgruppe und im gesamtuniversitären Fachgruppenrat.
Herr Demir setzt sich besonders für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ein. Von 2014 bis 2016 war er in der Initiative "Arbeiterkind.de" aktiv. Herr Demir, selbst Arbeiterkind hat Jugendliche und Studierende aus sozial schwachen Familien auf ihrem Weg zu höherer Bildung unterstützt. Mit hohem Einsatz belebte er 2015 und 2016 belebte er die Initiative "RockYourLife Braunschweig-Wolfsburg e.V" an der TU Braunschweig neu und vermittelte Schülerinnen und Schülern ein Eins-zu-Eins-Mentoring mit Studierenden. Aktiv ist Herr Demir zudem in der Hochschulgruppe "VWI" des "Verbandes deutscher Wirtschaftsingenieure".
Aufgrund dieses ungewöhnlichen Engagements und seiner herausragenden Leistungen im Studium hat Herr Ferhat Demir den Braunschweiger Bürgerpreis verdient! Die Verleihung möge ihn neben seinen Studien motivieren, sein gesellschaftliches Engagement fortzusetzen und ein Vorbild für andere zu sein.
Wer die Universitätsbibliothek auf dem Hauptcampus oder der Zweigstelle des Campus Nord aufsucht, kommt an einstigen Telefonzellen der Deutschen Telekom vorbei. Deren Inneres enthält anstelle öffentlicher Fernsprecher Regale mit Büchern, die jeder entnehmen oder denen jeder neue hinzufügen kann. Diese Büchertauschbörse ist inzwischen fester Bestandteil des Campuslebens; Robert Hain, den wir heute auszeichnen möchten, hat sie in die Tat umgesetzt, angeregt durch das Sandkasten-Projekt der TU Braunschweig.
Wie viele Telefonate ihn das mit dem Telefonzellenlager der Telekom in Berlin kostete und wie die Zellen dann ihren Weg nach Braunschweig fanden, mag er Ihnen im Anschluss selbst berichten. Dieses Beispiel zeigt, welches logistische Multitalent der Student Robert Hain ist. Für ihn war dieses Projekt eine willkommene Herausforderung, das er ebenso wie die Aufgaben als studentische Hilfskraft bei Professor Röhnert souverän bewältigte. Hier hat er sich vor allem um die Gegenwartsliteratur großl;e Verdienste erworben ? Autoren wie die Büchnerpreisträger Jan Wagner, Marcel Beyer und Jürgen Becker schätzen sein Organisationstalent ebenso wie der New Yorker Dichter Ron Padgett, dem Robert Hain während einer Tagung zu Film und Poesie das gute Gefühl gab, willkommen zu sein.
Dass Robert Hain auch fachlich brilliert, stellte er mit seinen Thesen zur Lyrik Marcel Beyers auf dem Science Slam unter Beweis, aus denen er später seine hervorragend benotete Bachelorarbeit entwickelte. Robert Hain ist seit November 2019 Mitarbeiter im Verbundprojekt "Automatisierte Kreativität", das vom Niedersächsischen Vorab geförderten wird und sich mit Diskursen zu Künstlicher Intelligenz in den Geisteswissenschaften beschäftigt. Wir sind gespannt auf seine Recherchen, die sich mit der Vorgeschichte digitaler Diskurse in der deutschen Nachkriegsliteratur beschäftigen werden.
Frau Merle Hanker nahm nach einem einjährigen internationalen Jugendfreiwilligendienst in La Paz in Bolivien ein Studium des Bauingenieurwesens an der TU Braunschweig auf. Am Fachgebiet Mas-sivbau ist sie das erste Mal zu Beginn ihres Bachelorstudiums aufgrund ihres exzellenten Ergebnisses in der Klausur Massivbau 1 aufgefallen. Zudem zeigte sie ein sehr hohes Interesse an Fragestellungen des konstruktiven Ingenieurbaus.
Seit Juli 2019 arbeitet sie als studentische Hilfskraft am Fachgebiet Massivbau und wirkt im Rahmen des BMWi-geförderten Verbundvorhabens "ConJack, Erforschung einer Gründungsstruktur von Offshore-WEA auf Basis einer Fachwerkstruktur aus Beton" bei der Vorbereitung, Durchführung sowie Auswertung von Versuchen, dem Aufbau und der Auswertung von Datenbanken sowie der Nachrechnung und Analyse der Versuche mittels numerischer Methoden mit. Frau Hanker übernimmt hierbei anspruchsvolle Aufgaben, die sie eigenverantwortlich und mit hoher Qualität bearbeitet. Sie leistet einen außerordentlichen und wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bearbeitung des Forschungsvorhabens.
Bereits seit dem Jahr 2013 engagiert sich Frau Hanker ehrenamtlich für den gemeinnützigen Verein ?AFS Interkulturelle Begegnungen?, ein Verein für Jugendaustausch und interkulturelles Lernen. Sie ist dort in der Leitung des Komitees Braunschweig tätig und kümmert sich um verschiedene Camps zur Vorbereitung von Auslandsaufenthalten für Jugendliche, die Auswahl von Stipendiatinnen und Stipendiaten für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm des Deutschen Bundestages sowie die Planung der Anreise von Gastschülern aus der ganzen Welt. Frau Hanker nicht nur in ihrem Studium höchst motiviert und sehr erfolgreich. Sie nutzt ihre Freizeit, um sich ehrenamtlich für Jugendliche aus der ganzen Welt einzusetzen und leistet somit einen sehr wichtigen Beitrag, zur Förderung des Verständnisses und den Austausch zwischen einzelnen Kulturen, des Lernens unterschiedlicher Sprachen und des Abbaus von Vorurteilen für eine tolerante, auf-geschlossene Welt.
Es beeindruckt, was Frau Julie Lüpkes als Studentin zeigt, sowohl in Bezug auf ihre fachliche Exzellenz als auch in Bezug auf soziale Kompetenzen.
Doch von vorne: 2016 kam sie aus Norden, in Ostfriesland, nach Braunschweig und nahm ihr Bachelor-Studium der Medienwissenschaften mit English Studies im Nebenfach auf. Als Kooperationsstudiengang zwischen der TU und der HBK Braunschweig ist der Studiengang "Medienwissenschaften", kurz: MeWi, sehr interdisziplinär angelegt. Frau Lüpkes stellt sich diesen Herausforderungen. Sie legt unterschiedliche fachliche Perspektiven an und durchläuft verschiedene Lehr- und Lernkulturen in besonders beeindruckender Weise.
Fachlich sticht sie im Bereich der sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft insbesondere durch ihre Fähigkeit heraus, wissenschaftliche Qualität mit praxisorientierten Fragestellungen und Kooperationen zu verbinden. Ihre Hausarbeiten und die kürzlich abgegebene Bachelorarbeit mit ihrem Schwerpunkt auf interaktive Lernmedien haben den erkennbaren Anspruch, die Gesellschaft durch ihre wissenschaftliche Forschung voranzubringen. Diese treibt sie präzise und systematisch bei gleichzeitig hervorhebenswerter Gründlichkeit voran.
Besonders hervorzuheben ist auch ihr außerordentliches, vielfältiges und leidenschaftliches ehrenamtliches Engagement insbesondere für ihren Studiengang. Sie re-etablierte die Studiengangs-Fachgruppe, beteiligte sich gewissenhaft in sämtlichen MeWi-Gremien und trug wesentlich zur erfolgreichen diesjährigen Reakkreditierung ihres Studienganges bei, indem sie Mitstudierende zur Mithilfe motivierte, wertvolle Umfragen durchführte und die neue Studienordnung mitgestaltete. Auch hochschulübergreifend hat Frau Lüpkes verschiedene Ehrenämter inne, so etwa beim studentisch geführten Unikino oder durch als Mitglied im Studierendenparlament der HBK.
Frau Lüpkes hat den Studiengang an verschiedenen Stellen und in außl;erordentlichem Maße mitgestaltet und geprägt. Alle Lehrenden schätzen ihren enormen Tatendrang. Sehr geehrte Frau Lüpkes, sehr gerne überreiche ich Ihnen den Braunschweiger Bürgerpreis 2019 und gratuliere Ihnen ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.
Engagierte, herzliche, weltoffene und talentierte MINT-Studentinnen, die wissen, was sie wollen. Davon wünschen wir uns viele, und insbesondere mehr in Zukunft. Jasmin Müller ist hier ein Paradebeispiel! Die 26-jährige studierte Bio- und Chemieingenieurwesen sowie Maschinenbau an der TU Braunschweig. Sie zeigte insbesondere hohes Interesse und Talent im Bereich der Modellierung, Simulation und der Biotechnologie. Ihre Bachelor- und Studienarbeit wählte sie eben in diesem Querschnittsbereich, und zwar an den höchst anspruchsvollen Themen der Modellierung von Biobrennstoffzellen. Sie entdeckte dabei, dass sich das Verhalten von Biofilmen auf bestimmte Polymere projizieren lässt und entwickelte Modelle, die einen Einblick in die komplexen biochemischen Reaktionsprozesse erlauben. Für ihre Masterarbeit entschied sie sich, ihrem Interesse an Brennstoffzellen am renommierten Technion in Israel nachzugehen und dort alkalische Brennstoffzellen zu erforschen. Eine bereits eingereichte Journalpublikation zu ihrer Masterarbeit und eine weitere in Vorbereitung zeigen ihre Zielstrebigkeit und ihr großes Talent!
Sie ist aber nicht nur talentiert, wissenschaftlich-technisch interessiert und weltoffen. Sie trägt auch Verantwortung und gestaltet die Gesellschaft seit langem aktiv mit. Genauer gesagt seit 2003 (!) Da trat Frau Müller als aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr bei. Mit Begeisterung, Engagement und Zuverlässigkeit engagierte sich dort in der Jugendarbeit und der Brandschutzerziehung. Besonders stolz darf sie dabei sein, dass sie einen essenziellen Beitrag leistete, dass die Freiwillige Feuerwehr Abbensen als erstes Dorf ihrer Gemeinde eine Kinderfeuerwehr gründete. Frau Jasmin Müller ganz klar eine Leistungsträgerin und hat mit ihrem herausragenden Engagement und Talent exzellente Zukunftsperspektiven.
Wir freuen uns, eine so engagierte und talentierte Frau zu unseren Absolventinnen und zählen zu dürfen und sie heute mit dem Bürgerpreis auszeichnen zu dürfen.
Ich freue mich, dass Herr Alex Rieger mit dem Braunschweiger Bürgerpreis 2019 ausgezeichnet wird. Herr Rieger ist einer der Ausnahmestudierenden, die einem alle paar Jahre einmal begegnen. Er studiert zurzeit im fünften Fachsemester des Bachelorstudiums Psychologie.
In seiner sehr bescheidenen Art zeigte er schon früh im Studium sein außerordentliches Interesse und seine herausragende Auffassungsgabe, gerade auch bei abstrakteren Inhalten, die für viele Studierende nur schwer zu bewältigen sind, obwohl durch die Zulassungsbeschränkung nur sehr leistungsstarken Studierenden der Zugang zu diesem Studiengang gewährt wird. Herr Rieger gehört zu der absoluten Spitzengruppe nicht nur seines Studienjahrgangs. Er wird sein Studium mit hervorragenden Leistungen abschließen.
über das Studium hinaus zeigt Herr Rieger ein vielfältiges Engagement für seine Kommilitoninnen und Kommilitonen weit über seine Tätigkeit als Tutor hinaus. Er engagiert sich seit seinem zweiten Semester in mehreren studentischen Initiativen, hat sich dort zu einer diese tragenden Persönlichkeit entwickelt. Er zeigt eine außergewöhnliche Bereitschaft zum Nutzen seiner Kommilitoninnen und Kommilitonen zu wirken.
Ich gratuliere Herrn Rieger sehr herzlich zur Verleihung des Braunschweiger Bürgerpreises 2019.
Private Firmen dringen zurzeit immer mehr in den Weltraum vor. Für verschiedene Zwecke, wie zum Beispiel Umweltüberwachung und Telekommunikation, sollen Zehntausende von Kleinsatelliten in den Erdorbit verbracht werden. Der Physikstudent Leonard Schulz hat sich in seiner Bachelorarbeit und in Studien zu seiner Masterarbeit der Frage gestellt, wie man einfache Magnetometersensoren, wie sie in jedem Mobiltelefon verwendet werden, für solche Satelliten nutzen und kalibrieren kann. Seine Studie zu dieser Fragestellung ist bereits in der Zeitschrift Sensors veröffentlicht worden.
Was passiert aber mit der übergroßen Zahl all der neuen Satelliten, fragte sich Herr Schulz konsequent weiter. Letztlich werden sie im Rahmen eines sogenannten De-Orbiting in der Hochatmosphäre verglühen. Die Atmosphäre als Müllhalde? Wie groß ist denn das Verhältnis des Eintrages von Metallen in die Atmosphäre durch Meteoriden im Vergleich zu den anthropogen, das heißl;t durch das Verglühen von Kleinsatelliten verursachten Einträgen?, so seine Frage. ßErheblichß, wie eine weitere Studie von Herrn Schulz zeigt, die demnächst bei der Zeitschrift Advances in Space Research zur Veröffentlichung eingereicht wird.
Nun ist aber die Verlockung, große Schwärme von Kleinsatelliten für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen, sehr groß. Diese Schwärme müssen dann, ähnlich wie demnächst selbstfahrende Autos in unseren Städten, als self-aware vehicles betrieben werden. Leonard Schulz hat sich diesem Forschungsgebiet mit größtem Elan zugewandt und den theoretischen Ansatz eines renommierten Pariser Kollegen nachvollzogen. Mit viel Akribie und Geduld hat er zeigen können, dass in der Software des Kollegen ein fataler Fehler auftritt und so das vorgeschlagene Verfahren nicht wie gedacht einsetzbar ist. Das viele Lob aus Frankreich hat ihn bereits reichlich belohnt, aber heute Abend gratulieren wir Leonard Schulz einmal mehr für seine bisherigen wissenschaftlichen Studien und zeichnen ihn mit dem Braunschweiger Bürgerpreis aus!