Preisverleihung 2016

Laudationes für die Preisträger


David Böhler

David Böhler, er will es immer ganz genau wissen. Das fiel schon in seinem ersten Studienjahr des Bauingenieurwesens 2012/2013 auf. Wer den Mut aufbringt im Audimax im 1. Semester als einer von über 500 Studierenden interessierte, kritische, ja manchmal sogar unbequeme, immer aber substanzreiche Fragen zu stellen, der ragt sofort heraus. Schon im 2. Semester bei der Begutachtung für die Förderung eines Auslandssemesters in Finnland wurde deutlich: David Böhler ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, interessiert, kritisch, tiefgründig, offen, verantwortungsbewusst, selbstbewusst und zielorientiert, zudem enorm engagiert und aktiv.

Während seiner Schulzeit in Titisee-Neustadt initiierte und organisierte er dreimal ein Open-Air-Festival mit jeweils fünf Bands und jeweils ca. 1500 Besuchern. Nach dem Abitur folgte ein freiwilliges soziales Jahr in einer heilpädagogischen Einrichtung für Kinder in München, wieder begleitet durch selbst initiierte Projekte wie Workshops und Ferienlager für Kinder.

Vor Aufnahme seines Studiums in Braunschweig entschloss er sich eine baugewerbliche Ausbildung im Zimmerhandwerk zu absolvieren. Das besondere Interesse David Böhlers für den Werkstoff Holz entstand wohl dort, aber auch sein hohes Bewußtsein und seine Zielausrichtung auf Nachhaltigkeitsfragen des Bauens. Eigentlich ist es überflüssig zu erwähnen, dass sein außerfachliches Engagement während der Jahre seines Bachelorstudiums an der TU Braunschweig seine Fortsetzung fand, als Initiator und Organisator einer Ringvorlesung und in vielen Funktionen und Projekten in der Fachschaft Bauen und Umwelt.

Trotz seines außerordentlichen sozialen und gesellschaftlichen Engagements gehörte David Böhler in allen Phasen des Studiums zu den besten Studierenden seines Jahrgangs. Vor zwei Monaten hat er seine Bachelorarbeit zum Thema "Segmentierung von Gesteinskörnung und Zementstein im Beton" mit einem herausragenden Ergebnis abgeschlossen. Er hat gleichsam eine wissenschaftliche Pionierarbeit geleistet, indem er eine Methode zur Bildverbesserung computertomographischer Aufnahmen des Werkstoffs Beton entwickelt hat. Diese Entwicklung von David Böhler ermöglicht es, die mitunter sehr verschwommenen Graustufeninformationen des Betongefüges bestehend aus Zementstein, Gesteinskörnung und Poren in einer sehr deutlichen visuellen Weise unterscheid- und darstellbar zu machen. Die Arbeit ist hoch innovativ und liefert einen erstmaligen Ansatz für diese Problemstellung, der noch in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden soll. Die Arbeit ist nach ihrem Schwierigkeitsgrad zumindest auf dem Niveau einer besonders anspruchsvollen Masterarbeit.

David Böhler ist nun im Masterstudium; sein nächstes Auslandssemester, dann in den USA, ist bereits geplant. Wir werden weiter von ihm hören, da bin ich mir sicher.

Jaqueline Franke

Frau Franke (geb. 08.01.1991 in Wittingen) hat nach ihrem Abitur im Jahr 2010 zunächst eine Ausbildung zur Chemielaborantin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig absolviert und mit der Note "gut" abgeschlossen. Aufgrund ihrer hervorragenden schulischen Leistungen während der Ausbildung war es ihr möglich, die Ausbildung zu verkürzen.
Frau Franke studierte seit dem Wintersemester 2013/2014 den 2-Fächer-Bachelor Chemie (und ihre Vermittlung) und Physik mit dem Studienziel Lehramt an Gymnasien. Im Hinblick auf diese Fächerkombination für das gymnasiale Lehramt wurde ihr zu Beginn ihres Bachelorstudiums mitgeteilt, dass mit dieser Fächerkombination der Bachelor innerhalb der Regelstudienzeit von sechs Semestern bisher von keinem Studierenden bewältigt wurde. Vor diesem Hintergrund ist es besonders hervorzuheben, dass es Frau Franke aufgrund ihrer sehr guten theoretischen Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten als erste Studierende geschafft hat, den Bachelor-Studiengang innerhalb von fünf Semestern mit der Note 1,8 zu beenden.

Zurzeit ist Frau Franke für den Master of Education für das gymnasiale Lehramt eingeschrieben und hat auch schon hier wieder außergewöhnlich gute Leistungen erbracht. Frau Franke hat sich von Anfang an durch außergewöhnliche Leistungen im Studium ausgezeichnet und hat darüber hinaus ein großes soziales Engagement gezeigt. In Lehrveranstaltungen überzeugt Frau Franke mit fachlich fundierten und differenzierten Beiträgen. Dabei gehen ihre Kompetenzen weit über das übliche Maß hinaus und vereinen sich mit äußerster Leistungsbereitschaft. Ihre Bachelorarbeit hat sie am Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften (IFdN) in der Abt. Chemie und Chemiedidaktik angefertigt und die Note 1,0 erhalten. Das Thema der Arbeit lautete "Chamäleon-Bällchen & Co., eine experimentelle Lerneinheit". Im Rahmen ihrer BA-Arbeit hat sich Frau Franke sehr eigenständig mit einem anspruchsvollen, experimentellen Thema beschäftigt. Die von ihr ausgearbeiteten Experimente inkl. der Gefährdungsbeurteilungen sind so gut dokumentiert, dass sie sofort in das Programm des Chemielehrerfortbildungszentrums in Braunschweig aufgenommen wurden. Frau Franke finanziert ihr Studium zum großen Teil selbst, in dem sie als studentische Mitarbeiterin in der Fak. 2 (Chemie) und in der Fak. 6 (IFdN, Abt. Chemie und Chemiedidaktik) mitwirkt.

Hier ist besonders ihre Mitwirkung als studentische Mitarbeiterin im Teach4TU-Projekt Expedition durch die Chemie, Fachwissen vernetzen der Abt. Chemie und Chemiedidaktik für die fachliche und didaktische Beurteilung von Videotutorials zu erwähnen. Am Institut für Physikalische und Theoretische Physik im Schülerlabor von Herrn Dr. Tuckermann betreut sie als studentische Mitarbeiterin Schülerinnen und Schüler bei der Durchführung anspruchsvoller chemischer Experimente.
Frau Franke zeigt ein großes soziales Engagement gegenüber den Studienanfängern_innen. Es liegt ihr sehr am Herzen, dass gerade die Studienanfänger_innen im Lehramt für Chemie und Physik gut im Studium ankommen. Jedes Jahr ist sie mit großer Motivation im Oktober an der Erstsemesterbegrüßung der Fakultät 6 für das Fach Chemie und ihre Vermittlung vertreten und hilft den Erstsemesterstudierenden. Wichtig ist ihr dabei auch, die Hilfsbereitschaft untereinander zu fördern. Sie hat dafür bei Facebook die Gruppe Chemie und ihre Vermittlung TU BS gegründet und dort viele Kontakte hergestellt. Sie setzt sich sehr dafür ein, dass die Studierenden sich semesterübergreifend gegenseitig im Studium helfen, und steht ihnen bei allen Fragen zur Seite. Dieses Engagement weitet sie zurzeit noch aus, in dem sie als Mentorin im Teilprojekt KoBB (Kompetenzorientierte Beratungs- und Begleitstrukturen) des Forschungsprojekts der TU Braunschweig "TU4Teachers - Lehrerbildung in Braunschweig" Studienanfänger_innen begleitet, um so die Lehramtsausbildung an der TU Braunschweig weiter zu verbessern.

Als weiteren Punkt kann man ihr Engagement als studentisches Mitglied in zwei Berufungskommissionen (JP Agnes-Pockels-Schülerlabor, JP Physikdidaktik) anführen. Im Rahmen ihrer vielseitigen Tätigkeiten ist es ein weiteres Anliegen für Frau Franke besonders den Mädchen den Weg in die Naturwissenschaften zu öffnen und diese später im Lehrerberuf so zu fördern, dass sie sich im besten Fall für ein Studium in Richtung der MINT-Fächer entscheiden. Durch ihr eigenes Studium bietet sich ihr die Möglichkeit später im Beruf als auch jetzt schon während des Studiums als Vorbild zu fungieren, in dem sie in Schul- und auch Laborpraktika durch ihr Engagement Freude und Interesse an den Naturwissenschaften an Studierende und Schülerinnen und Schüler vermittelt.

Leonie Heinze

Frau Heinze ist seit dem Wintersemester 2012/2013 im Studienfach Physik an der TU Braunschweig eingeschrieben – nach erfolgreichem Bachelorabschluss im Juli 2015 nun im Masterstudiengang. Schon während des Bachelorstudiums zeichnete sich Frau Heinze durch besonders gute Studienleistungen aus. Diese krönte sie mit ihrer Bachelorarbeit über Magnetisierungsmessungen mittels der sog. Mikro-Hall-Magnetometrie. Dabei zeichnete sie sich durch außergewöhnliche Selbstständigkeit und experimentelle Sorgfalt aus, was folgerichtig zur Bestnote "Sehr gut" (1.0) als Bewertung ihrer Bachelorarbeit führte.

Anschließend begann Frau Heinze mit ihrem Masterstudium der Physik, in welchem sie auch jetzt schon wieder hervorragende Ergebnisse erzielte, und welches sie im nächsten Jahr abschließen wird. Dieses ist umso bemerkenswerter, als dass Frau Heinze neben dem Masterstudium, und in Anerkennung ihrer besonderen Studienleistungen, auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Physik der Kondensierten Materie arbeitet, und dort in Forschung und Lehre aktiv ist. So betreut und organisiert sie studentische Praktika im Studienfach Physik, und führt eigenständig Messkampagnen an internationalen Großforschungseinrichtungen durch. Als Ergebnis dieser experimentellen Studien hat Frau Heinze inzwischen schon verschiedene Tagungsvorträge gehalten, und finalisiert gerade ihr erstes eigenes Paper für ein international hochrangiges Journal.

Darüber hinaus findet Frau Heinze immer wieder Zeit für extracurriculare Aktivitäten. So nahm sie an internationalen physikalischen Sommerschulen in Grenoble und Dresden teil. Des Weiteren war sie mitverantwortlich für die Organisation einer Physikexkursion nach Genf, oder sie agierte als studentische Mentorin im Programm "MINT-Mentoring für Schülerinnen" des Gleichstellungsbüros der TU Braunschweig. Gegenwärtig ist sie beteiligt an der Initiative einer kleinen Gruppe von Braunschweiger Physik-Doktoranden/Studenten, welche im nächsten Frühjahr im Rahmen der Frühjahrstagung der Deutschen Festkörperphysiker in Dresden ein international besetztes Symposium zu Thema "Quantenmagnetismus", einem aktuellen Thema der modernen Festkörperphysik, organisiert. Alles in allem ist Frau Heinze eine sehr außergewöhnliche Physik-Studentin. Sie arbeitet hart, sehr konzentriert und fokussiert, hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe, und stellt sich jeder möglichen Herausforderung. All dieses geht einher mit hervorragenden sozialen Fertigkeiten und einem breiten intellektuellen Interesse.

Herzlichen Glückwunsch.

Antje Milch

Frau Antje Milch gehört zu den leistungsstärksten Studierenden ihres Jahrgangs. Sie hat ihr Bachelor-Studium mit ausgezeichneten Leistungen absolviert und es im Sommer dieses Jahres mit einer Bachelor-Arbeit zu "Armut und Besitzverzicht im Lukasevangelium" abgeschlossen. Frau Milch zeigt in dieser Arbeit, welch reichen Ertrag sie aus ihrer Beschäftigung mit ethischen Grundfragen der christlichen Denktradition gezogen hat. Aufgrund eigener Erfahrungen mit sozialen Diskrepanzen, die Resultat ungleicher Besitzverteilung ist, hat sie die Problematik von Besitz und Besitzverzicht am Beispiel des Lukasevangeliums theologisch reflektiert und ethische Konsequenzen für einen angemessenen Umgang mit Reichtum formuliert. Diese auch sprachlich glänzende Arbeit kann als Optimum dessen gelten, was von einer Bachelorarbeit erwartet werden kann.

Frau Milch zeichnet sich in den von ihr besuchten Lehrveranstaltungen durch hohes Interesse und intensive Mitarbeit aus. Seit mehreren Semestern fördert sie die Arbeit am Seminar für Evangelische Theologie und Religionspädagogik als studentische Hilfskraft. Daneben ist Frau Milch seit Jahren sozial engagiert. Vor ihrem Studium hat sie ein Freiwilliges soziales Jahr in Südostasien geleistet. In der Braunschweiger Friedenskirche wirkt sie in der Kinder- und Jugendarbeit mit. Zuwendung schenkt sie darüber hinaus behinderten Kindern, die sie unter anderem über den Familien-Entlastenden-Dienst (FED) Braunschweig betreut. Frau Milch ist eine vorbildliche Studierende mit hoher kommunikativer und sozialer Kompetenz, deren Engagement durch die Verleihung des Braunschweiger Bürgerpreises öffentliche Anerkennung verdient.

Katharina Münster

Frau Münster interessierte sich schon während ihrer Schulzeit am Braunschweiger Lessinggymnasium sehr für das Fach Chemie und nahm mehrfach erfolgreich an den Nachwuchswettbewerben Schüler experimentieren und Jugend forscht teil. So konnte sie mit einem Projekt zur Herstellung einer Tinte aus Früchten den Regionalsieg in Braunschweig und beim Landeswettbewerb in Oldenburg den Sonderpreis der niedersächsischen Kultusministerin für eine besonders kreative Arbeit erringen. Ein anderes Projekt, welches sich der Entwicklung von Lebensmittelklebstoffen aus Haushaltsmaterialien wie Gummibärchen, Stärke, Gelatine sowie Eiweiß widmete, wurde mit dem Preis des Zonta-Clubs Salzgitter und mit dem Sonderpreis für nachwachsende Rohstoffe ausgezeichnet. 2013 erhielt Frau Münster bei insgesamt sehr guter Abiturnote (1,5) den Abiturientenpreis für hervorragende Leistungen im Fach Chemie. Verbunden damit war eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft in der Gesellschaft Deutscher Chemiker, der sie weiterhin angehört.

Folgerichtig nahm Frau Münster dann das Chemistudium an der Technischen Universität Braunschweig zum Winteresemester 2013 auf, welches sie in der Regelstudienzeit von sechs Semestern mit herausragenden Noten abschloss und einem Notendurchschnitt von 1,1 abschloss. Ihre Bachelorarbeit mit dem Titel „Komplexe der Münzmetalle mit phosphanfunktionalisierten Cycloheptatrienyl-Cyclopentadienyl-Titankomplexen" fertigte Sie im Arbeitskreis von Prof. Dr. Matthias Tamm am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der TU Braunschweig an; beide Gutachtern bewerteten die Arbeit mit der Bestnote 1,0. Im Labor erwies sich Frau Münster als eine sehr kompetente, fleißige und erfolgreiche Experimentatorin, die trotz ihrer herausragenden schulischen und studentischen Leistungen sehr bescheiden auftritt. Die Ehrung durch den Braunschweiger Bürgerpreis ist hochverdient, und ich gratuliere herzlich zu dieser wichtigen Auszeichnung.

Daria Seitz

Frau Daria Seitz (geb. Lucas) war vom Wintersemester 2012/13 bis zum Wintersemester 2015/16 im Bachelor-Studiengang Geoökologie an der TU Braunschweig eingeschrieben. Unterstützt wurde Sie dabei durch ein Stipendium der Heinrich-Böll Stiftung. Ihr Bachelorstudium schloss Frau Seitz zum frühestmöglichen Zeitpunkt mit der Gesamtnote "sehr gut" (1,5, ECTS-Note A) ab. Sie gehört damit zu den besten Absolventinnen ihres Jahrgangs. Seit dem Sommersemester 2016 studiert Frau Seitz im Master-Studiengang Umweltnaturwissenschaften an der TU Braunschweig.

Der Braunschweiger Bürgerpreis honoriert neben herausragenden Leistungen im Studium, ebenso das gesellschaftliche Engagement der Preisträgerinnen. In diesem Zusammenhang gehört Frau Seitz zu dem Personenkreis, bei dem man sich gelegentlich fragt, wie, gemessen am Alter der Preisträgerin, die Fülle der ehrenamtlichen Tätigkeiten mit dem Zeitbedarf eines herausfordernden Studiums unter einen Hut zu bringen sind. Frau Seitz engagiert sich parallel zum Studium kontinuierlich und sehr engagiert in der Fachgruppe Geoökologie, in den Kommissionen des Studiengangs Geoökologie/Umweltnaturwissenschaften (z.B. als Vertreterin in der Studienkommission) sowie in der Fakultät 3 (Studienqualitätsmittelkommission, Kommission für Studium und Weiterbildung). Frau Lucas ist zudem seit Mitte 2013 Abgeordnete sowie Mitglied des Präsidiums des Studierendenparlaments der TU Braunschweig. Die engagierte, kompetente und problemlösungsorientierte Mitarbeit von Frau Seitz wird von Dozenten und Kommilitonen gleichermaßen wertgeschätzt.

Frau Seitz blickt aber auch über den Tellerrand der TU Braunschweig hinaus: in ihrem Lebenslauf finden sich mehrwöchige bzw.–monatige Auslandsaufenthalte u.a. in Australien, Papua-Neuguinea, China und England. Frau Seitz engagiert sich zudem in einem deutsch-türkischen Umweltbildungsprojekt, in dem sich Studierende intensiv mit Fragen der Wasserreinigung und –aufbereitung beschäftigen. Dieser Einsatz verdeutlicht neben den ausgezeichneten Studienleistungen ihren Willen und ihre Fähigkeiten, soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Die Studierenden und Dozentinnen des Studiengangs Geoökologie/ Umweltnaturwissenschaften freuen sich über die Verleihung des Braunschweiger Bürgerpreises an Frau Seitz und wünschen ihr weiterhin viel Freude und Erfolg bei der Verknüpfung von wissenschaftlichem Interesse mit gesellschaftlichem Engagement.